Wochensieg Woche 38/2001 auf  Aktualisiert am: 26.11.20

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Veröffentlicht am 2001-09-19 , 19:27:44 von Uschi Obermeier
Erlebt im Oktober 2000

Betrifft: Wachkomafälle im Pflegeheim

Jugendliche im Altersheim


Bei einem Unfall wird die Rettung per Handy verständigt, die Notfallmedizin wird immer besser, Intensivstationen sind technische Hochburgen. Leben werden heutzutage gerettet, früher verstarben Schwerstverletzte an der Unfallstelle. Leben retten um jeden Preis? Doch auf die Weiterversorgung wird vergessen! Wie sonst kann es sein, dass in Ermangelung adäquater Pflegeplätze Jugendliche im Alters/Pflegeheim untergebracht werden müssen? So geschehen im Falle meines 24-jährigen Sohnes, der sich nach einem schweren Unfall im WACHKOMA befindet. Er wurde nach 2 Monaten Intensivstation, 7 Monaten Rehabilitation ins "Altersheim" abgeschoben. Dort fehlen Ressourcen für notwendige Pflege und Therapien, ohne die er wahrscheinlich immer ein Pflegefall bleiben wird. Kann das wahr sein?

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Kommentar DIE MUCHA:
Wachkomafälle im Pflegeheim
Hochgerüstete Krankenhäuser, aber kaum Initiativen in der Nachbetreuung von Wachkomapatienten. Das ist der massive Vorwurf unseres Wochensiegerbeitrages

Die moderne Medizin hat Dinge möglich gemacht, von denen man vor einigen Jahrzehnten nicht einmal zu träumen wagte. Organverpflanzungen etwa gehören inzwischen zur medizinischen Routine, fast wöchentlich überschlagen sich die Meldungen über Fortschritte in der Krebs- oder Aids-Bekämpfung, und die Fortpflanzungsmedizin streckt schon ihre Fühler nach dem ersten Klon-Baby aus.
Im ganz normalen medizinischen Alltag retten Ärzte mit verbesserten Methoden und Apparaten zudem täglich Leben und holen viele, die schon auf der Schwelle des Todes stehen, wieder ins Leben zurück. Manchmal gelingt dies jedoch nur unvollständig, und dann werden die Angehörigen und die Gesellschaft mit jenen Unzulänglichkeiten unserer hochgerüsteten Apparatemedizin konfrontiert, für deren Lösung entweder der politische Wille fehlt oder schlicht und einfach kein Geld vorhanden ist.
Unser Wochensiegerbeitrag steht stellvertretend für viele solcher Fälle. Eine betroffene Mutter berichtet darin vom Schicksal ihres 24-jährigen Sohnes, der nach einem schweren Unfall ins Wachkoma (apallisches Syndrom) gefallen ist und nach zwei Monaten Intensivstation und 7 Monaten Rehabilitation ins Altersheim abgeschoben wurde. Hier zeigen sich nun die schweren Versäumnisse des Österreichischen Gesundheitswesens, das sich zwar bei Investitionen in technische Apparaturen wenig knausrig zeigt, allerdings keine adäquaten Mittel für die Nachsorge zur Verfügung stellt. Aber lesen Sie selbst:

Bei einem Unfall wird die Rettung per Handy verständigt, die Notfallmedizin wird immer besser, Intensivstationen sind technische Hochburgen. Leben werden heutzutage gerettet, früher verstarben Schwerstverletzte an der Unfallstelle. Leben retten um jeden Preis? Doch auf die Weiterversorgung wird vergessen! Wie sonst kann es sein, dass in Ermangelung adäquater Pflegeplätze Jugendliche im Alters/Pflegeheim untergebracht werden müssen? So geschehen im Falle meines 24-jährigen Sohnes, der sich nach einem schweren Unfall im WACHKOMA befindet. Er wurde nach 2 Monaten Intensivstation, 7 Monaten Rehabilitation ins "Altersheim" abgeschoben. Dort fehlen Ressourcen für notwendige Pflege und Therapien, ohne die er wahrscheinlich immer ein Pflegefall bleiben wird. Kann das wahr sein?

Nicht nur an der Tatsache, dass es bis dato keine Stellungnahme des Gesundheitsministeriums gibt, zeigt sich, dass die Mühlen der Behörden langsam mahlen; es war uns bisher auch telefonisch nicht möglich, die zuständige Sektion ausfindig zu machen. Das einzige bisherige Resultat erschöpft sich in der Information, dass die Nachbetreuung von Wachkomapatienten in die Verantwortung der Länder fällt.

Diesen Eindruck bestätigt uns auch die Verfasserin, Frau Obermeier, mit der wir uns in Verbindung gesetzt haben. Ihr Bericht lässt erahnen, mit welchen Schwierigkeiten Angehörige konfrontiert sind, die sich für Verbesserungen einsetzen. Von einem Spießrutenlauf durch die Behörden weiß Frau Obermeier zu berichten, von einem Unverständnis für die Situation von Angehörigen von Wachkomapatienten sowie fast unüberwindbaren bürokratischen Hürden. Ihr unermüdlicher Einsatz für das Leben ihres Sohnes Jochen hat jedoch wenigstens graduelle Verbesserungen gebracht. So wurde nach vielen Schwierigkeiten etwa eine Station des Geriatriezentrums am Wienerwald (Pflegeheim Wien-Lainz) speziell für Wachkomapatienten adaptiert, zunächst nur für 6 Betten, nach wiederholten Interventionen jedoch im August auf 25 Patienten erweitert und auf die neuen Gegebenheiten umgewidmet. Dadurch wurde zwar eine wesentlich verbesserte Betreuung erreicht, das grundsätzliche Problem der Nachbetreuung von Wachkomapatienten aber nicht gelöst.
In den Schoß gefallen ist ihr dieser Fortschritt dennoch nicht. Es bedurfte der Gründung einer eigenen Wachkomagesellschaft, in der sie sich mit anderen Betroffenen organisierte sowie der engagierten Unterstützung eines jungen Primararztes, um wenigstens diesen Teilerfolg zu verwirklichen. Damit wurde das Problem "vergessene" Patienten auch auf eine öffentlich-politische Ebene gehoben, wobei Frau Obermeier bestätigt, dass verschiedene Interventionen noch im Laufen seien. Nähere Details zu den Initiativen findet man auf einer eigenen Homepage der Wachkomagesellschaft, wo auch das Schicksal ihres Sohnes Jochen genauer beschrieben wird.
Es wäre begrüßenswert, wenn diese Zusatzinformationen, die vielleicht auch zu einer breiteren Unterstützung von Frau Obermeiers Initiative führen würden.
Abgesehen davon hat uns Frau Obermeier gebeten, davon abzusehen, den Behörden auf die Finger zu klopfen. Eine "Einmischung" der Presse in die aktuellen Verhandlungen der Wachkomagesellschaft mit den Behördenvertretern könnte nämlich der Sache mehr schaden als nützen. Wir respektieren den Wunsch der Verfasserin...

Reaktionen:

von: SMO/29.6.01
Ich habe mit Interesse den Beitrag gelesen. Nur finde ich den Zeitpunkt etwas schlecht gewählt. Die Behauptung "wurde ins Altersheim abgeschoben", finde ich als guten AUFHÄNGER, aber der Pavillon 11 ist nur ein Teil der Anlage und Spital in Lainz.Ich glaube, daß schon einiges geschehen ist. Sicherlich ist auch durch ihr Mitwirken ein eigener Pavilon in Lainz geschaffen worden. Die Kosten eines jeden Pflegefalles ist gewaltig und aufwändig. Wie ich auf den Link-Seiten gelesen habe, befinden sich Patienten aller Altersstufen auf der Abteilung, darunter leider auch eine mir gut bekannte Patientin. Habe aber erst vor kurzem von Ihrem Unfall erfahren, obwohl er schon vor ca. 2 Jahren geschah. Ich bewundere aber den Einsatz und die Energie aller. Es ist nur zu wünschen, daß sich der Einsatz lohnt und den gewünschten Erfolg bringt. MfG. SMO

von: Ewald Fröhlich/23.9.01
wir können sie nur zum wochensieger wählen um sie möglichst present zu machen! alles gute ihnen und ihrem sohn. sollten sie jemanden nur zum quatschen brauchen, ich bin ganz ohr! einfach meinen namen anklicken und e-mail schreiben. alles liebe

von: raja/23.9.01
Da muss ich doch die @uschi auch pushen! Ich bin nummer 40.

von: Zicke71/22.9.01
meine stimme hast du auch und alles gute an den sohn!

von: osiris/21.9.01
@schmidtchen, die Welt ist rund, du glaubst du bist vorne dabei wirst bald überrundet

von: Clue/21.9.01
Liebe Frau Obermeier! Auch ich kann Ihnen leider nur mein Mitgefühl ausdrücken und hoffen, dass Ihr Sohn sih trotz Allem bald wieder erholt! Meine Stimme haben sie jedenfalls auch. LG Carina

von: H.Schmidt/21.9.01
@osiris: Na da hab ich Dir ja einiges voraus....

von: osiris/20.9.01
@schmidtchen, das 2. Mal in deinem Leben hast was G´scheites geschrieben (1. Mal bei WTC). Meine Stimme hat die @uschi auch.

von: H.Schmidt/20.9.01
Liebe Frau Obermeier! Leider bin ich auf diesem Gebiet nicht sonderlich bewandert. Ich werd´ Ihnen jedoch meine Stimme zum Wochensieger geben, und ich hoffe VIELE ANDERE TUN DAS AUCH!!!! Es wird Ihnen zwar nicht wirklich helfen, so leid es mir tut, aber vielleicht kann aufgrund der Stimmabgabe mal "Diemucha" recherchieren. Alles Liebe für Sie und Ihren Sohn mfG H.Schmidt