WIR SIND SEHR ENTTÄUSCHT !
von gogofax
- 10.10.2005 11:36
Leider wurde der ganze Beitrag derart geschnitten, dass fast nichts mehr davon
übrig blieb. Ich bin eigentlich froh, dass ich mich noch selbst ausgekannt hab.
Für einen Außenstehenden wird das sicher schwierig gewesen sein. Vor allem
wurde durch diese Schnippslerei viel aus dem Zusammenhang gerissen. Aber fangen
wir am Anfang an, nämlich am Tag der Aufzeichnung. Vielleicht wird dann einiges
klarer.
Uns hat fast der Schlag getroffen, als wir bemerkt haben dass Prim. Donis vom
Geriatriezentrum auch da ist. Das war vorher nicht ausgemacht! Angeblich hat das
der ORF verlangt, dass man ihn auch einlädt, weil sonst von der Patientenseite
zwei Proponenten da gewesen wären und von der Gegenseite niemand.
Ich habe die Gelegenheit bekommen, zu sagen, wie das war, als ich vom
diensthabenden Arzt vom Pflegeheim angerufen wurde, dass der Arzt gesagt hat,
dass Jochen friedlich entschlafen ist und dass er im gleichen Atemzug gesagt
hat, dass er eine Obduktion angeordnet hat. Und dann hat Vera den Primar danach
gefragt, was er zu der Diskrepanz sagt, weil der Arzt von einem Herzstillstand
sprach und dann Tod durch Aspiration (Aufatmen) des Mageninhaltes festgestellt
wurde. Irgendwie hat er schon auf diese Frage nicht richtig geantwortet und ist
nur ausgewichen.
Auf die Frage, was er dazu sagt, dass das mit der 87jährigen Patientin (die mit
ihrem Rollstuhl ein paar Stufen runtergefallen ist und die man erst gefunden
hat, als sie schon tot war) gestern hat passieren können, hat er gemeint, dass
das vollkommen in Ordnung ist, dass es keine geschlossenen Stationen gibt, er würde
das auch wollen, wenn er in einem Pflegeheim wäre. Und (jetzt kommt es!) dass
jeder einzelne Patient das Recht auf einen Schenkelhalsbruch hat. (!!!)
Die nächste Frage von Vera war, ob uns etwas einfällt, das uns im GZW nicht
gefallen hat, da erzählte Peter, dass es dort nicht einmal auffallen würde,
wenn ein Patient die Nacht außer Haus verbringen würde und dass es dann kein
Wunder sei, dass man Patienten erst auffindet, wenn sie schon gestorben sind.
Als Beispiel erzählte er von dem Sonntag, an dem Jochen zu Hause einen
epileptischen Anfall hatte und wir den Notarzt rufen mussten, der Jochen sofort
ins Badner Krankenhaus einwies, wo er dann über Nacht bleiben musste. Am nächsten
Nachmittag wurde Jochen mit der Rettung wieder ins GZW gebracht, wo uns der
Primar am Gang mit den Worten "Wo kommt denn ihr her, habt ihr einen
Ausflug gemacht?" empfing. GESCHNITTEN!
Er wurde dann auch noch gefragt, wie das eigentlich ist, ob man zu den Patienten
und Angehörigen eine persönliche Bindung aufbaut in so einer langen Zeit, wie
ein Patient auf der Station bleibt. Da d er Primar das verneinte, war die nächste
Frage, wie viele Patienten er zu betreuen hat. Er verriet, dass er 36 Patienten
hätte und Vera fragte ihm nochmals, ob es nicht möglich ist, zu so wenigen
Patienten samt Angehörigen eine Bindung aufzubauen, da sie ja langjährige
Patienten sind die nicht ständig wechseln. GESCHNITTEN!
Die Aussage, dass man einem Wachkomapatienten nicht einmal dann helfen kann,
wenn er erbricht, wenn man als Arzt daneben steht, ist meiner Meinung nach der
blanke Unsinn. Ich war selbst mehrmals dabei, wie Jochen im Liegen erbrochen
hat. Allerdings ist er da nie ganz flach gelegen. Ich musste zur Seite springen,
sonst hätte es mich erwischt, so kam das rausgeschossen. Aber das zu erwähnen,
dazu blieb mir keine Gelegenheit.
Ich bin ihn zwischendurch richtig angegangen, weil er meinte, die
Anschuldigungen kennt er alle nicht und die sind alle sehr massiv. - Wir haben
z.B. erzählt, dass das Pflegepersonal nicht reagiert hat, als eine Patientin
auf die Toilette musste und keiner mit ihr ging, sodass ich mich erbarmte und
mit ihr zum WC fuhr (sie saß im Rollstuhl). Anschließend wurde ich vom
Pflegepersonal erstaunt gefragt, wo ich mit ihr war. Ein paar Tage später
musste ich „zum Rapport“ und wurde niedergemacht, weil sich mein Ehemann
erlaubt hat, dem Personal zu sagen, dass er es arg findet, dass sie da im
Personalkammerl sitzen und Kaffee trinken, während eine Patientin aufs Klo
muss. GESCHNITTEN!
Nur am Rande erwähnt hat Peter, dass der Primar es bis jetzt nicht der Mühe
wert gefunden hat, uns zu kondolieren, worauf er meinte, dass das nicht stimmt.
Ich hab dann gesagt, dass es stimmt, weil das außer mir noch drei andere Leute
bezeugen können. Er hat zweimal hintereinander gesagt, dass Angehörige oft
unter großem psychischen Druck stehen und überlastet sind. Worauf ich ihm ins
Wort gefallen bin und gesagt habe, dass er anscheinend überlastet ist, sonst würde
er auf die Fragen richtig antworten und nicht immer das gleiche sagen (er hat
glaub ich 3x erwähnt, dass es eine Wachkomagesellschaft gibt und die
Wachkomastation, blablabla und hat auf fast keine Frage, außer der ersten eine
passende Antwort gegeben, sondern immer nur blabla) - irgendwie hat er es immer
drehen wollen, dass wir durch die ganze Sache ein bisschen irre sind!
Auch wurden wir gefragt, warum wir nicht noch mehr in die Öffentlichkeit
gegangen sind, da haben wir berichtet, dass wir nur bedingt an die Medien
berichtet haben, weil wir das Gefühl hatten, unserem Jochen damit zu schaden.
Und dass es solche Befürchtungen auch von anderen Angehörigen gibt. Ein
Wachkomapatient ist eben hilflos und nichts berichten, was mit ihm geschieht.
GESCHNITTEN!
Mein Schlusssatz war - auf die Frage, was wir damit erreichen wollen - dass ich
zwar weiß, dass das Jochen nichts mehr hilft, aber vielleicht kann man damit
den Patienten im Wachkoma für die Zukunft helfen und ihnen ein angenehmes Leben
machen. GESCHNITTEN!
orf-aufzeichnung
on gogofax
- 10.10.2005 10:05
Zu erwähnen wäre noch die Schnittechnik des ORF´s.
Aus dem fast 20-minütigen Beitrag wurden nur bisschen über 5 Minuten
rausgeschnitten und dann kamen die Anliegen der Eltern nicht mehr so rüber wie
sie eigentlich gemeint waren und der anwesende Arzt kam glimpflich davon und von
seiner Art alles von sich zu weisen war im Fernsehehn nicht mehr viel zu sehen.
Aber seine Aussage : "jeder hat das recht auf seine eigene schenkelfraktur"
sagt ja schon einiges aus.
von Bajo - 10.10.2005
11:28
Ja der ORF hat leider ein Händchen dafür das wesentliche raus zu
schneiden. In dem Fall find ich es halt sehr schade, dass das Wesentliche - nämlich
wie Jochen wirklich ums Leben gekommen ist - so untergegangen ist in der
Sendung. Ich hoffe dass wir bald Klarheit haben und dass wenn es sich wirklich
um einen Pflegefehler handelt das "Geriatriezentrum am Wienerwald" zu
seinem Fehler steht und endlich einmal was geändert wird dort. Das ist auch das
was Jochens Familie erreichen will - und wen wundert es wenn man soetwas erlebt
hat, dass man andere Familien vor so einem Schicksal bewahren will und dass man
will, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
In diesem Sinne,
eine Freundin von Jochen